Haben sie je die Erfahrung gemacht, daß ihr Name falsch geschrieben wurde? Vieleicht
auf einer Rechnung oder in einem Brief? Welches sind typische Fehler, die in Verbindung mit
ihrem Namen gemacht werden? Das betrifft Sie sehr persönlich, denn Ihr Name ist ihr ureigenster
Besitz und Ihre Identifikation und sagt den anderen, wer Sie sind. Historisch gesehen sind
Namen - wie Fingerabdrücke - mitunter ein Hinweis auf Persönlichkeit. Die Kenntnis über die
Praxis der Namensgebung in den abgestammten Ländern unserer Herkunft kann uns helfen, die
Spuren unserer Familie zum Heimatort zurückzuverfolgen, und sie kann etwas über deren
Tätigkeit oder ihr Aussehen aussagen. Die faszinierende Geschichte de Nachnamen liegt Tausende
von Jahren zurück. Die ONOMASTIK befasst sich mit dem WIE und WARUM der Namensgebung, wann
sie begonnen hat und mit der ursprünglichen Bedeutung der Namen und ihren verschiedenen
Schreibweisen.
Die ersten Menschen, von denen man weiß, daß sie einen Nachnamen trugen, waren die Chinesen.
Die Legende besagt, daß der Eroberer Fushi den Gerauch von Nachnamen oder Familienamen im
Jahre 2852 v.Chr. anordnete. Es ist üblich, daß der Chinese drei Namen hat, wobei der Nachname
an erster Stelle steht. Er wird von einem der 438 Worte aus dem heiligen chinesischen Gedicht
Po-Chia-Hsing entnommen. Dem Nachnamen folgt ein Generationsname, der aus 30 Kennzeichen eines
persöhnlichen Gedichtes jeder Familie entnommen wird. Der Rufname steht dann an letzter Stelle.
Die Römer hatten Anfangs nur einen Namen. Das wurde später geändert, und auch sie trugen drei
Namen. Der persönliche Name stand an erster Stelle und wurde "praenomen genannt. Dem folgte
der "nomen", der das Geschlecht bzw. den Stamm bestimmte. Der letzte Name bezeichnete die
Familie und ist bekannt als "cognomen". Einige Römer fügten einen vierten Namen hinzu, den
"agnomen", um einem besonderen Ereignis zu gedenken. Als das Römische Reich zu zerfallen begann,
wurden Familiennamen zu verwirrend, und der Gebrauch eines einzelnen Namens wurde wieder üblich.
Währen des frühen Mittelalters wurden die Menschen mit nur einem Namen angesprochen. Aber
langsam setzte sich der Brauch durch, einen weiteren Namen hinzuzufügen, um die Personen zu
unterscheiden. Dabei wurden verschiedene Merkmale bezeichnet, zum Beispiel: der Geburtsort,
(Franziskus von Assisi); oder eine persöhnliche Eigenschaft, so z.B. bei Lambert Le Tort
(Lambert der Verdrehte, ein französischer Poet); oder der Beruf der Person, wie z.B. bei Peter
Bauer; oder es wurde der väterliche Name hinzugefügt (Leif Erikson).
Im 12. jahrhundert war der Gebrauch eines zweiten Namens so weit verbreitet, daß es in einigen
Gegenden als primitiv galt, keinen zweiten Namen zu besitzen. Aber obwohl dieser Brauch der
Ursprung unserer heute üblichen Nachnamen ist, bezog sich der zweite Name, wie er im frühen Mittelalter
zu verstehen war, nicht auf die Familie und war auch nicht erblich.
Ob sich diese zweiten Namen zu festen erblichen Nachnamen entwickelt haben, ist nicht genau festzustellen, da sich der Brauch nur langsam über eine Periode von mehreren Jahren entwickelt hat.
Viele feste Nachnamen existierten neben den zeitweiligen "Beinamen" und umschreibenden Ausdrücken
als zweiter Name.
Die heutige Praxis de vererblichen Nachnamens stammt aus dem 10. oder 11. Jahrhundert und war
in der venezianischen Aristikratie üblich. Kreuzfahrer, die aus dem Heiligen Land zurückkehrten,
nahmen diesen Brauch auf und verbreiteten ihn in ganz Europa. Erst Frankreich und Großbritannien,
dann Deutschland und Spanien übernahmen diese Praxis, als die Notwendigkeit, die Person näher
zu bestimmen, immer wichtiger wurde. Im Jahre 1370 wurde das Wort "Nachname" erstmalig in Dokumenten
festgehalten und erlangte emotionale und dynastische Bedeutung. Menschen, die keine eigenen
männlichen Erben hatten, versuchten den Nachnamen an Personen aus der Seitenlinie weiterzugeben,
damit der Familienname nicht ausstarb. Obwohl man daraus ersehen kann, daß der Familienname eine
Prestigefrage wurde, gibt es nur Vermutungen, warum er überhaupt vererbar wurde.
Die Regierungen nahmen mhr und mehr Daten der Bürger zu den Akten. Die Besteuerung und vor
allen Dingen der Militärdienst machten es erforderlich, die Menschen genauer zu kennzeichnen.
Auf dem Lande mußte die herrschaftliche Verwaltung zur Regelung der Vererbung des Landbesitzes
nicht nur über Personen, sondern über ganze Familien Buch führen. Man kann sicher sein, daß spätestens im Jahre 1450 jede Person, gleich welchen sozialen Rang sie hatte, einen verblichen
Nachnamen besaß. Der Nachname identifizierte die Familie, schuf eine Verbindung zur Vergangenheit
und zur Zukunft. Es überrascht nicht, daß die Erhaltung des Familienamens eine Sache des
Familienstolzes wurde und man es sehr bedauerte, wenn kein männlicher Erbe diese Namen weitertragen konnte.
Zu Beginn de 15. und 16. Jahrhunderts wurde der Familienname auch in Polen und Rußland populär.
Die skandinavischen Länder begannen erst Anfang des 19. Jahrhunderts, Familienamen zu gerauchen.
Sie waren an de Brauch, den väterlichen Namen als zweiten Namen zu benutzen, gebunden. In der
Türkei wurde erst auf Druck der Regierung 1933 der Familiename eingeführt.
In fast allen Fällen wurde der Familienname zuerst bei den Adeligen und reichen Landbesitzern üblich,
dann erst setzte er sich bei Kaufleuten und gewöhnlichen Bürgern durch. Die ersten beständigen
Namen waren die von Adeligen und Landbesitzern, die die Namen von ihren Landschaftsgütern
und Lanbesitzern übernahmen. Diese Namen wurden mit dem vererblichen Land weitergegeben. Die
Bürger übernahmen diesen Brauch.
Es ist schwer, eine einfach Klassifizierung des Familiennamens auf Grund der Schreibweise
oder der Aussprache zu erarbeiten, da sich diese im Laufe der Jahre sehr verändert haben.
Viele Worte hatten früher andere Bedeutungen oder sind heute überholt. Viele Familiennamen
sind auch abhängig von der Kompetenz und Umsicht des Schreibers. Der gleiche Name konnte manchmal
in einem Dokument verschieden geschrieben worden sein.
Es gibt mehrere Möglichkeiten der Bildung von Familiennamen. Der Ursprung der meisten Namen
ist folgender:
Beruf:
Hier haben wir zum Beispiel den Schneider, den Bäcker oder den Schmid. Jedes Dorf hatte seinen
Bäcker, Schneider usw., so daß jene nicht unbedingt mit den Menschen gleichen Namens im nächsten
Dorf verwandt waren.
Ortsangabe:
Hier kennen wir heute Namen wie Underberg, Feldhausen, Langenfeld. Im Englischen ist die
Ortsbestimmung an der Endung -hill (Hügel) oder -wood (Wald) zu erkennen.
Patronymikum (vom Namen des Vaters abgeleiteter Eigenname):
Viele dieser Nachnamen sind an den Endungen erkenntlich, zum Beispiel in England die Endung
'son' (Sohn) bei Williamson und Jackson. Weiter Endungen in anderen Ländern, die den Begriff
'Sohn' anzeigen, sind -sen (Dänemark), -ez (Sanien) und -wiecz (Polen). Eine andere Möglichkeit,
den Namen des Vaters zu übernehmen, war die voranstellung der Silbe 'Sohn von'. Beispiele sind:
Mac (Schottland und Irland), und 'ap' im Walisischen (Sohn von John -David ap John wurde zu
David Upjohn).
Charakteristik:
Hier finden wir Namen mit geistigen und körperlichen Merkmalen: Klein, Schwarz, Unruh, Fromm.
In diese Kategorie gehören auch die Satznamen - Sydickumme - Südekumm, der Vorsichtige.
Viele Historiker glauben, daß Familiennamen, abgeleitet von Ortsnamen, die ersten vererbten
Namen waren. Dann folgten Spitznamen oder Charakteristika. Familiennamen, abgeleitet von Berufen,
folgten erst später. Die vom Vater abgeleiteten Namen wurden zuletzt vererbt.
Familiennamen, die Personen charakterisieren, können angenehm sein, aber auch Ärger bereiten.
Seien sie jedoch nicht unglücklich, wenn Ihr Name eine wenig schmeichelhafte Bedeutung hat.
Denken sie daran, daß diese Beschreibung auf einen Vorfahren zutraf, der vor Jahrhunderten
gelebt hat. Es gibt Familiennamen, die offensichtlich sind, wie Weiß (sehr helle Hautfarbe oder
weiße Haare). Die Bedeutung anderer Namen, die unseren Vorfahren gegeben wurden, lassen manchmal
das Mitgefühl vermissen, wie zum Beispiel der Name Fenstergucker.